Reet (auch: Reeth, Ried, Rohr u.ä) bezeichnet das an Ufern oder auf sumpfigem Gelände wachsende Schilfrohr, das vielerorts in getrocknetem Zustand zur Dacheindeckung verwendet wird. Der Name Reetdach findet vorrangig an der deutschen Nordseeküste Verwendung. In Mecklenburg-Vorpommern spricht man von Rohrdach.
Reetdach auf einem Nachbau eines eisenzeitlichen Hauses in Hampshire, England
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Reet bzw. Schilf ist eines der ersten Bedachungsmaterialien der sesshaft geworden Menschen gewesen, dies ist seinen Eigenschaften als Wasserplanze und seiner lokalen Verfügbarkeit zurück zu führen. Die ersten Reetdächer waren einfache Eindach-Häuser. Im Mittelalter wurde aufgrund der Brandgefahr in dicht bebauten Gebieten das Reetdach in den Städten durch Hartdächer ersetzt. Auf dem Lande behielt das Reet jedoch bis in die heutige Zeit seine Bedeutung.
In vielen Landschaften Europas und Asiens kennt man Reetdächer, doch vielfach werden diese besonders mit dem Nord- und Ostseeküstenraum in Verbindung gebracht, wo man zum Beispiel in Nordfriesland vollständig reetgedeckte Gebäude findet oder auch die Reeteindeckung ostfriesischer Gulfhöfe. Auch das für Nordfriesland typische Uthlandfriesische Haus ist traditionell mit einem Reetdach versehen. In einigen Orten, wie etwa Kampen auf Sylt gibt es Satzungen, die die ausschließliche Verwendung von Reet, also die so genannte „Weichbedachung“ vorschreiben. In den Nachbarorten Keitum und Wenningstedt gibt es Ortsteile oder Bereiche, in denen ebenfalls ausschließlich Reetdächer gebaut werden dürfen.
Reetdach wird erneuert
Auf der Halbinsel Eiderstedt werden die markanten großen Bauernhäuser, die Haubarge, traditionell mit Reet gedeckt.
Die Reet- oder Rohrdachdeckerei ist ein eigener Geschäftszweig, so dass es im norddeutschen Raum spezielle Reetdachdecker gibt, die ausschließlich diese Dächer erstellen und reparieren.
Eine Variante ist das auf der dänischen Insel Læsø traditionelle Dach aus Seegras.
Das Reet- oder Strohdach hat eine hervorragende Isolationswirkung und kann in der Regel ohne weitere Dämmung verwendet werden. Es hält im Sommer die Hitze ab und wärmt im Winter; es hat an den Seiten einen großen Dachüberstand. Das Reet wird in geschnürten Bündeln geliefert, auf den Dachlatten verteilt und dann so verschoben, dass die unteren Reethalmenden eine schräge einheitliche, durchgehende Fläche bilden, die auch langdauernden Regen nach unten ableitet. Die Reetbündel werden dann mit einem Draht vernäht. Ein solches Reetdach hält mindestens 60 Jahre. Aber es sind auch Dächer dokumentiert, die über 100 Jahre gehalten haben. Empfehlenswert ist hierbei die Verwendung von Reet aus nahegelegenen Regionen, da die örtlichen Witterungsbedingungen während des Wachstums der Pflanzen deren Widerstandskraft (z. B. gegen Regen) beeinflussen. Der First des Reetdaches ist von Region zu Region unterschiedlich gefertigt. In Regionen in der Heidekraut wächst, wird dieser mit Heidekraut gedeckt. In den Niederlanden sind Tonfirste üblich und in Nordfiesland ist der Grasssodenfirst zu finden.
Reetdächer sollten eine Dachneigung von über 45° haben. Die hohe Dachneigung ist dafür verantwortlich, dass die einzelnen Wassertropfen von Halm zu Halm gleiten können. Bei einem funktionierenden Reetdach wird so nur die oberste Schicht der Dachdeckung durchfeuchtet. Ein Reetdach kann als Kaltdach (mit Hinterlüftung) oder als Warmdach (ohne Hinterlüftung) ausgeführt werden.
4. Lebensdauer eines Reetdaches
Die Lebensdauer eines Reetdaches ist von unterschiedlichen Kriterien abhängig:
- Form und Ausführungsdetails (z.B. Dachneigung, Anzahl der Gauben, Halmneigung)
- Belüftung des Reetdaches (Lüftungsgewohnheiten der Bewohner)
- Konstruktion des Daches (Hinterlüftet, nicht Hinterlüftet)
- Die Qualität des verwendeten Dachreets (Einaufeuchte)
- Lage des Reetdaches (Lage des Reetdaches im Gelände, in der Region)
- Pflege und Wartung des Reetdaches (Regelmäßige Pflege und Reparatur)
Quelle: Wikipedia